Die lokale Gruppe der Galaxien
Die unmittelbare Nachbarschaft unserer Milchstraße nennt man die „Lokale Gruppe“. Die Milchstraße und die Andromedagalaxie (M31) sind die beiden größten Mitglieder dieser Gruppe, beide vereinen nahezu die gesamte Masse. Die Andromedagalaxie ist mit einem Durchmesser von 140.000 Lichtjahren deutlich größer als unsere Milchstraße mit 100.000 Lichtjahren. Dieser Unterschied wirkt sich auch auf die Sternpopulation aus, so besitzt die Andromedagalaxie wesentlich mehr Sterne als die Milchstraße. An dritter Stelle steht die Dreiecksgalaxie M33, sie umfasst nur noch 2,8% der Gesamtmasse der Lokalen Gruppe. Die drei massereichsten Mitglieder sind Spiralgalaxien, den Rest der Lokalen Gruppe bilden etwa 60 Zwerggalaxien. Die Zwerggalaxien sind nicht gleichmäßig im Raum verteilt, sondern befinden sich zum großen Teil im gravitativen Umfeld der beiden Hauptgalaxien.
Je nach Zugehörigkeit unterscheidet man vier Untergruppen:
Milchstraßen-Untergruppe:
Andromeda-Untergruppe:
NGC3109-Untergruppe:
Lokale-Gruppen-Wolke:
Milchstraße, LMC, SMC, LeoI, LeoII…
M31, M110, M32, M33, NGC147, NGC185, IC10…
NGC3109, Sextans A/B…
NGC6822, IC1613, WLM…
Die Milchstraßen Untergruppe und Ihre Galaxien
Milchstraße
Beste Sichtbarkeit: Juli - Februar
Morphologischer Typ: SBbc
Die Milchstraße ist eine Balkenspiralgalaxie vom Typ SBbc, ihr Durchmesser beträgt etwa 100.000 Lichtjahre. Das Sonnensystem befindet sich nördlich der galaktischen Scheibe und innerhalb des sogenannten Orion Spiralarms. Von dieser Beobachtungsposition sehen wird die Milchstraße nicht als Spirale sondern als ein, den ganzen Himmel umspannendes Band. Die Fotografie der gesamten Milchstraße ist eine Herausforderung, da sowohl von der Nord- als auch von der Südhalbkugel fotografiert werden muss.
Die Magellanschen Wolken
Die Milchstraße hat durch ihre Gravitationskraft Zwerggalaxien eingefangen. Besonders deutlich wird das bei den Magellanschen Wolken, sie sind mit einem unsichtbaren Band aus Wasserstoffgas mit der Milchstraße verbunden. Man nennt diese Verbindung den „Magellanschen Strom“. Er wurde durch Beobachtung im Radiobereich entdeckt. Die Entdeckung der Magellanschen Wolken wird dem persischen Astronomen Al Sufi (964) zugeschrieben, der sie in seinen Schriften erwähnt hat. Die Namensgebung stammt vom portugiesischen Seefahrer Ferdinand Magellan, der die beiden Wolken bei seiner Weltumsegelung (1519) gesehen hat. Die Magellanschen Wolken sind Objekte des Südhimmels und können von uns aus leider nicht gesehen werden. Es ist ein Standort südlich des Äquators notwendig, um sie gut beobachten zu können. Die Aufnahmen sind bei astronomischen Reisen nach Namibia entstanden.
Kleine Magellansche Wolke: SMC, NGC 292
Sternbild: Tuc (Tukan)
Position (Epoche 2000.0): RA: 0h 52m 45s DE: -72° 49′ 43″
Helligkeit: 2m,7 (v)
Ausdehnung: 320’x 185′
Entfernung: 209 Lichtjahre
Morphologischer Typ: Irr
Große Magellansche Wolke: LMC, ESO56-115
Sternbild: Tuc (Tukan)
Position (Epoche 2000.0): RA: 5h 23m 34s DE: -69° 45′ 22″
Helligkeit: 0m,9 (v)
Ausdehnung: 650’x 550′
Entfernung: 163 Lichtjahre
Morphologischer Typ: Irr
Der Tarantelnebel
Ein Objekt innerhalb der großen Magellanschen Wolke.
Das größte uns bekannte Sternentstehungsgebiet in der lokalen Gruppe der Galaxien. In seiner Mitte befindet sich der
Stern R136a1. Der größte und massereichste aller bisher
entdeckten Sterne. 7x heißer und millionenfach heller als unser Zentralstern, ein wahrer Gigant am Himmel.
LeoI und LeoII Zwerggalaxie
Die Leo I Zwerggalaxie wurden von Harrington und Wilson erst auf dem Palomar Sky Survey (POSS) entdeckt, obwohl die Galaxie auch visuell zu sehen ist. Leo I steht nur 21′ nördlich des 1m,4 hellen Regulus. Es ist diese Nähe, die die Beobachtung erheblich erschwert. Die Galaxie wird schlicht von Regulus überstrahlt. Bei einem dunklen und transparenten Himmel ist Leo I bereits mit einem 20cm Teleskop zu erkennen, am besten nimmt man Regulus aus dem Gesichtsfeld. Bei dunstigen Himmel verschwindet die Galaxie im aufgehelltem Hintergrund. Die Zwerggalaxie Leo I (DDO74) darf nicht der Galaxie Leo A, die ebenfalls der Lokalen Gruppe angehört, oder mit dem Leo I Galaxienhaufen (Abell 1367) verwechselt werden. Leo II steht etwa 1,6° nördlich von delta Leonis und wurde ebenfalls von Harrington und Wilson auf dem POSS entdeckt. Für die visuelle Beobachtung ist Leo II eine Herausforderung. Exzellenter Himmel und große Teleskopöffnung sind nötig, am besten über 14″.
LeoI: DDO74
Sternbild: Leo (Löwe)
Beste Sichtbarkeit: Februar - April
Position (Epoche 2000.0): RA: 10h 08m 28s DE: +12° 18′ 27″
Helligkeit: 9m,8 (v)
Ausdehnung: 9,8’x 7,4′
Entfernung: 815.000 Lichtjahre
Morphologischer Typ: dSph
LeoII: DDO93
Sternbild: Leo (Löwe)
Beste Sichtbarkeit: Februar - April
Position (Epoche 2000.0): RA: 11h 13m 29s DE: +22° 9′ 17″
Helligkeit: 11m,9 (v)
Ausdehnung: 10,1’x 9,0′
Entfernung: 669.000 Lichtjahre
Morphologischer Typ: dSph
Draco Zwerggalaxie
Katalogbezeichnungen: DDO 208, UGC 10822
Sternbild: Draco (Drache)
Beste Sichtbarkeit: Mai - September
Position (Epoche 2000.0): RA: 17h 20m 06s DE: +57° 55′ 00″
Helligkeit: 9m,9 (v)
Ausdehnung: 51’x 31′
Entfernung: 280000 Lichtjahre
Morphologischer Typ: dE0
Die Andromeda-Untergruppe und Ihre Galaxien
Die Andromedagalaxie kann bei dunklem Himmel leicht mit bloßem Auge gesehen werden. Mit dem Teleskop fallen unmittelbar neben ihr die beiden Zwerggalaxien M32 und M110 ins Auge. Etwa 7° nördlich von M31 stehen die beiden Zwerggalaxien NGC147 und NGC185, sie sind ebenfalls teleskopische Objekte für Öffnungen ab 10-15cm. Die Dreiecksgalaxie ist die letzte Galaxie der Andromeda-Untergruppe, welche noch eine NGC-Nummer trägt. Geübte Beobachter schaffen es sie mit indirektem Sehen erhaschen. Ausführliche Berichte zur Andromeda Galaxie, seinen Begleitern M32, 110 sowie zur Dreiecksgalaxie M33 finden Sie in der Rubrik „Galaxien“.
Andromeda Galaxie
Katalog Bezeichnungen: M31, NGC224, UGC454, PGC 2557
Sternbild: Andromeda
Beste Sichtbarkeit: August - Januar
Position (Epoche 2000.0): RA: 00h 42m 44s DE: +41° 16′ 9“
Helligkeit: 3,5 mag (Fläche: 13,5 mag/arcmin²)
Ausdehnung: 186′ x 62′
Entfernung: 2,5 Mio. Lichtjahre
Morphologischer Typ: SA(s)b
NGC: 147
Sternbild: Cas (Cassiopeia)
Beste Sichtbarkeit: September - Dezember
Position (Epoche 2000.0): RA: 0h 33m 12s DE: +48° 30′ 28″
Helligkeit: 10m,5 (v)
Ausdehnung: 13,2’x 7,7′
Entfernung: 2,4 Mio Lichtjahre
Morphologischer Typ: dSph
NGC: 185
Sternbild: Cas (Cassiopeia)
Beste Sichtbarkeit: September - Dezember
Position (Epoche 2000.0):RA: 0h 38m 58s DE: +48° 20′ 14″
Helligkeit: 10m,1 (v)
Ausdehnung: 11,9’x 10,1′
Entfernung: 2 Mio Lichtjahre
Morphologischer Typ: dSph
IC10
Sternbild: Cassiopeia
Beste Sichtbarkeit: August - Dezember
Position (Epoche 2000.0): RA: 0h 20m 17s DE: +59° 18′ 14″
Helligkeit: 11m,2 (v)
Ausdehnung: 6,8’x 5,9′
Entfernung: 2,2 Mio Lichtjahre
Morphologischer Typ: dIrr
Irreguläre Pegasus Zwerggalaxie
Katalogbezeichnungen: Peg DIG, DDO 216, UGC 12613
Sternbild: Pegasus
Beste Sichtbarkeit: Oktober - Dezember
Position (Epoche 2000.0): RA: 23h 28m 36s DE: +14° 44′ 35″
Helligkeit: 13m,2 (v)
Ausdehnung: 5,0’x 2,7′
Entfernung: 3,0 Mio Lichtjahre
Morphologischer Typ: dIrr/dSph
Pisces Zwerggalaxie
Katalog Bezeichnung: PGC 3792, LGS 3
Sternbild: Pisces (Fische)
Beste Sichtbarkeit: Oktober - Dezember
Position (Epoche 2000.0): RA: 1h 03m 55s DE: +21° 53′ 06″
Helligkeit: 14m,3 (v)
Ausdehnung: 2’x 2′
Entfernung: 2,51 Mio Lichtjahre
Morphologischer Typ: dIrr/dSph
Die NGC3109 Untergruppe
Die irreguläre Zwerggalaxie NGC3109 steht am Rand der Lokalen Gruppe. Sie hat drei Begleiter, die Antlia Zwerggalaxie und Sextans A & B. Diese Ansammlung bildet eine separate Untergruppe, weil sie weder der Milchstraße noch der Andromedagalaxie zuzuordnen ist. Die Galaxie NGC3109 ist ein südliches Objekt, sie steht knapp an der Grenze zur Luftpumpe (Antlia) im Sternbild Wasserschlange (Hydra). Trotz ihrer Größe von 13’x4′ und einer scheinbaren Helligkeit von 10 mag bleibt sie für Beobachter am Nordhimmel ein schwieriges Objekt.
Die lokale Gruppen Wolke
Zur Lokalen-Gruppe-Wolke werden alle Galaxien innerhalb eines Radius von 5-8 Millionen Lichtjahren gezählt, die keiner der obigen Untergruppe zugeordnet werden können. Die zwei bekanntesten Vertreter ist die Barnards Galaxie NGC6822 im Schützen und die WLM-Galaxie (Wolf-Lundmark-Melotte) im Sternbild Walfisch. Einen ausführlichen Bericht zur Barnards Galaxie NGC6822 finden Sie in unseren Projekten. Navigieren Sie oben in der Menüleiste auf Projekte, dann auf Galaxien.
Barnards Galaxie
Katalog Bezeichnungen: NGC 6822, IC 4895, PGC 63616
Sternbild: Sagittarius (Schütze)
Beste Sichtbarkeit: Juli - September
Position (Epoche 2000.0): RA: 19h 44m 54s DE: -14°48“
Helligkeit: 8m,8
Ausdehnung: 15,5′ x 13,5′
Entfernung: 1,5 Mio. Lichtjahre
Morphologischer Typ: IB(s)m
Wolf-Lundmark-Melotte
WLM: DDO221, PGC143
Sternbild: Cetus (Walfisch)
Beste Sichtbarkeit: September - Dezember
Position (Epoche 2000.0): RA: 0h 1m 58s DE: -15° 27′ 39″
Helligkeit: 11m (v)
Ausdehnung: 11’x 0,5′
Entfernung: 3 Mio Lichtjahre
Morphologischer Typ: Irr
Die WLM Galaxie wurde 1909 vom deutschen Astronom Max Wolf entdeckt. Die Zuordnung des Objekts zu der Gruppe der Galaxien wird dem schwedischen Astronomen Knut Lundmark und dem britischen Astronomen Philibert Melotte zugeschrieben. Da die Galaxie von Herschel übersehen wurde hat sich der Name Wolf-Lundmark-Melotte (WLM) eingebürgert. Beobachtungsbericht von Thomas Jäger mit einem 12,5″ Dobson bei 62x am 25.08.1992 aus Kolbnitz/Österreich. Die Galaxie ist mit indirektem Sehen als große Aufhellung zu erkennen, Klaus Veit bestätigt die Sichtung.
IC1613 - die saubere Galaxie
IC1613: DDO8
Sternbild: Cetus (Walfisch)
Beste Sichtbarkeit: September - Dezember
Position (Epoche 2000.0): RA: 1h 04m 47s DE: +2° 7′ 5″
Helligkeit: 9m,9 (B)
Ausdehnung: 16,3’x 14,5′
Entfernung: 2,3 Mio Lichtjahre
Morphologischer Typ: Irr
IC1613 ist eine irreguläre Zwerggalaxie im Sternbild Walfisch. Sie wurden im Jahre 1906 vom Heidelberger Astronom Max Wolf entdeckt. Da sich die Galaxie in einzelne Sterne auflösen lies, vermutete schon Wolf, dass IC1613 besonders nahe steht. IC1613 enthält nur wenig kosmischen Staub, deshalb bezeichnet die ESO die Galaxie als einen sauberen und ordentlichen Nachbarn der Milchstraße. Innerhalb von IC1613 wurden sowohl Cepheiden und RR-Lyra Sterne gefunden, welche Standardkerzen in der astronomischen Entfernungsbestimmung sind. Cepheiden als auch RR-Lyra Sterne ändern periodisch ihre Leuchtkraft. Von der Periode des Lichtwechsels kann auf ihre wahre Helligkeit geschlossen werden, dies macht letztendlich die Entfernungsbestimmung erst möglich. Bei IC1613 treffen günstige Eigenschaften zusammen, Staubfreiheit und astronomische Standardkerzen, was die Genauigkeit der Entfernung begünstigt. IC1613 ist bisher die einzige Zwerggalaxie der Lokalen Gruppe in der man RR-Lyra Sterne identifizieren konnte.
Aquarius Zwerggalaxie
Katalogbezeichnungen: DDO 210, PGC 65367
Sternbild: Aquarius (Wassermann)
Beste Sichtbarkeit: August - Oktober
Position (Epoche 2000.0): RA: 20h 46m 52s DE: -12° 50′ 53″
Helligkeit: 14m,0 (v)
Ausdehnung: 2,2’x 1,2′
Entfernung: 3,1 Mio Lichtjahre
Morphologischer Typ: dIB(s)m
Autor: Claus-Dieter Müller und Thomas Jäger
Quelle: Dieser Beitrag basiert auf allgemeinem Gedankengut, dem Fachwissen sowie Forschungsergebnisse unserer Mitglieder (Astrofreunde-Franken). Der Beitrag beinhaltet zusätzlich Derivate von:
Karte der Lokalen Gruppe
https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=50409931
eso1603 — Photo Release - The Milky Way’s Clean and Tidy Galactic Neighbour
https://www.eso.org/public/news/eso1603/
Jorge Peñarrubia, Yin-Zhe Ma, Matthew G. Walker, Alan McConnachie.
A dynamical model of the local cosmic expansion.
https://arxiv.org/abs/1405.0306
Uwe Glahn
http://www.deepsky-visuell.de/Projekte/Lokale_Gruppe.htm
Wikipedia
https://de.wikipedia.org/wiki/Lokale_Gruppe
https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_Galaxien_der_Lokalen_Gruppe
https://de.wikipedia.org/wiki/Pegasus-Zwerggalaxie
https://de.wikipedia.org/wiki/Draco-Zwerggalaxie
https://de.wikipedia.org/wiki/Pisces-Zwerggalaxie
https://de.wikipedia.org/wiki/Aquarius-Zwerggalaxie