NGC 6960 - NGC 6992 - Cirrusnebel - Supernova Relikt aus der Steinzeit
Wissenswertes über den Cirrusnebel:
Der Cirrusnebel (engl. Veil Nebula) ist ein Supernovaüberrest (SNR) aus der nicht allzu fernen Vergangenheit. Etwa 10.000 Jahre vor unserer Zeit löschte eine Supernova im Sternbild Schwan auf spektakuläre Weise das Leben eines unbekannten Sterns aus.
Diese Supernova Explosion dürfte für kurze Zeit den Nachthimmel beherrscht haben - und vielleicht haben unsere steinzeitlichen Vorfahren dieses Ereignis irgendwo in einer (noch nicht entdeckten) Höhlenzeichnung verewigt. Was man entdeckt hat, sind die Überreste dieses etwa 1500 Lichtjahre entfernten Ereignisses.
Die einzelnen Teile des SNR verteilen sich auf mehrere Monddurchmesser, ihre Flächenhelligkeit ist deshalb entsprechend gering. Eine visuelle Beobachtung ist aus diesem Grund besonders von einem dunklen Himmelshintergrund abhängig, doch dazu später mehr. Die hellsten Teile des Cirrusnebel sind wie folgt katalogisiert:
NGC 6960:
Der westliche Teil mit dem markanten hellen Stern 52 Cygni
NGC 6992, NGC 6995, IC 1340:
Bilden zusammen den östlichen Teil, die sog. „Knochenhand“
Pickering’s Triangle:
Umfasst den mittleren, nördlichen Teil
NGC 6974, NGC 6979:
Sind kleine helle Knoten im Cirrusnebel
Doch was ist ein Supernovaüberrest? Ein Supernovaüberrest (SNR) ist ein Emissionsnebel, der durch eine Supernova entsteht, die das explosive Ende des Lebenszyklus eines massereichen Sterns darstellt. Je nach Alter der Explosion bilden diese dann mehr oder weniger weit ausgedehnte Gasfetzen, die häufig eine Schalenstruktur aufweisen.
Eine Supernova erzeugt dabei eine überschallschnelle Schockfront, die interstellare Materie ionisiert und somit zum Leuchten anregt. Auch wenn zahlreiche SNR bekannt sind (z.B. der Überrest der berühmten Supernova 1987A in der Großen Magellanschen Wolke) kommen für die amateurastronomische Beobachtung auf der Nordhalbkugel nur wenige Objekte in Frage:
Der Krebsnebel Messier 1, der Cirrusnebel im Schwan sowie das Objekt IC 443 im Sternbild der Zwillinge. Fotografisch zugänglich sollte noch das Objekt Simeis 147 im Fuhrmann sein. Für die visuelle Beobachtung der meisten SNR ist der Einsatz eines OIII-Filters hilfreich, in manchen Fällen auch H-Alpha.
Da der NGC 6960 nicht durch andere Objekte im Vordergrund verdeckt wird, ist er ein lohnendes Objekt für eine Vielzahl von wissenschaftlichen Untersuchungen. Warum der Nebel leuchtet, zählt noch zu einem Mysterium. Neueste Untersuchungen deuten allerdings darauf hin, dass die Nova ein enger Begleiter eines Sterns nahe dem scheinbaren Zentrum ist.
Interessant ist zudem die jährliche scheinbare Ausdehnung von 0,07-0,08 Bogensekunden. Zu den Hauptbestandteilen des Nebels zählen neben Sauerstoff und Wasserstoff auch Vorkommen von Schwefel.
Visuelles Erscheinungsbild:
Das Objekt ist relativ leicht zu finden, da es direkt neben den 4.2 mag hellen Stern 52 Cygni im südlichen Flügel des Schwans liegt. Der gesamte Cirruskomplex ist durch seine große Ausdehnung von 230’ x 160’ und einer Flächenhelligkeit von 7 mag jedoch kein einfaches Objekt für den visuellen Beobachter.
Am einfachsten ist noch die Beobachtung des 5 mag hellen NGC 6960 (bekannt als Sturmvogel). Nützlich ist hier die Anwendung eines OIII Filters, großer AP und einer kleinen Vergrößerung.
Ausschnitt aus einem Beobachtungsbericht vom 26.09.11 (mit dem D8, im Brixental/Österreich):
…dann der Einstieg über Gamma Cyg zum Cirrusnebel NGC 6960/6992. Ja, da ist ein leicht nebliger Bogen!Das müsste der Ostteil sein, also eigentlich NGC 6992 und NGC 6995, ohne Filter.
Der Westteil NGC6960 konnte ich nicht erkennen.“ (Thomas Will)
Frühere Beobachtungen und Entdecker:
Mit dem 18,7’’ Reflektor in Slough/England wurde der Nebel am 5. September 1785 von William Herschel entdeckt. Über viele Jahre wurden immer neue Teile des Nebels bekannt und im New General Catalogue aufgenommen.
Vermutlich wurde es mit immer größer werdenden Teleskopen irgendwann aufgegeben die einzelnen Nebelflecke genau zu katalogisieren. Somit wurde der Komplex in die heutigen bekannten einzelnen Gebiete aufgeteilt.
Autor: Thomas Will, Alexander Leng, Claus Müller