Messier 92 - Kugelsternhaufen


Einzelheiten zu Messier 92:

Der Kugelsternhaufen Messier 92 (NGC 6341) verschwindet meist im Glanz seines auffälligen und bekannteren Nachbarn M13. Dabei ist M92 fast genauso hell und kaum weiter entfernt als sein Gegenstück. Aktuelle Schätzungen halten eine Entfernung von etwas mehr als 26000 Lichtjahren fest. Der Atlas der Messier-Objekte nennt einen exakten Abstand von 27140 Lichtjahren.

In den 1960er Jahren untersuchte der Astronom A. Sandage mehr als 200 Sterne des Haufens genauer und ermittelte aus der Analyse das Alter des Sternhaufens. Er kam zu dem Schluss, dass M92 zu den ältesten Objekten des Universums zählt, da seine Mitgliedssterne überwiegend metallarme Exemplare der ersten Generation sind. Somit wurde das Alter auf etwa 14Mrd. Jahr geschätzt. Neuere Messungen durch den Satelliten Hipparcos berücksichtigen jedoch die allgemeinen Veränderungen der Entfernungsverhältnisse im Universum. Diese äußern sich in einer für Kugelsternhaufen typischen, rund 10% größeren Entfernung. Anhand dieser Schätzung und des Entwicklungsstadiums der Sterne, dürfte M92 etwa 15% jünger sein als ursprünglich angenommen. Mit etwa 12Mrd. Jahren zählt dieses Exemplar dennoch zu den ältesten noch existierenden Objekten in unserem Universum.

Messier 92
Messier 92 von Claus Müller 2013 mit 8 Zoll Newton und EOS 450Da bei ISO 800

Die Erforschung der Sterne ergab bislang 17 Veränderliche. Davon entfallen 14 auf den für Kugelsternhaufen üblichen Typ der RR Lyrae Sterne. Also regelmäßig Veränderliche Sterne mit kurzer Periode. Ein Exemplar stellt mehr oder weniger einen Exoten in Kugelsternhaufen dar. Mit einem W Ursae Majoris Stern (Typ W UMa) enthält M92 einen der sehr seltenen Bedeckungsveränderlichen. Dieses Doppelsternsystem ist insofern eine Besonderheit, da solche gravitativen Bindungen in einem dicht mit Sternen bevölkerten Objekt wie M92 eigentlich nicht sehr lange verbleiben. Jedoch zeigen gegenwärtige Forschungen, dass das Sternsystem nicht direkt zu dem Kugelsternhaufen gehört.

Auch in der Ausdehnung und Gesamtmasse erreicht Messier 92 beachtliche Werte. Legt man den scheinbaren Durchmesser von 14′ zugrunde, so ergibt sich eine wahre Größe von 109 Lichtjahren, was etwas mehr als 50% der Größe von M13 entspricht. In diesem Raum tummeln sich maximal 330000 Sonnenmassen. Ältere Angaben schätzten die Masse auf die von 200000 Sonnen. Während seiner Reise durch die Milchstraße nährt sich M92 bis auf 5000 Lichtjahre an das galaktische Zentrum, während er sich an seinem fernsten Punkt bei etwa 35000 Lichtjahren bewegt. Für einen vollständigen Umlauf um den Kern unserer Galaxie benötigt der Kugelsternhaufen also etwa 200 Mio. Jahre.

Visuelles Erscheinungsbild:

Im 7×50 Fernglas bzw. im 8×50 Sucher erscheint der Kugelsternhaufen als nebliger Stern und ist recht hell. Mit 76mm Öffnung wird ein rundlicher Nebel sichtbar. Dieser weist einen hellen, kleinen Kernbereich auf. Zu den Rändern wird der Sternhaufen schnell lichtschwächer und diffus. Ein 4″ Teleskop zeigt im Wesentlichen ein identisches Bild. Der Kugelsternhaufen macht einen kompakten Eindruck. Einzelsterne sollen mit 100mm schon zu erkennen sein. Allerdings unter sehr guten Voraussetzungen. Mir ist dies nicht gelungen. Ab einem 12 Zolle Newton ist Messier 92 sehr hell und groß, der Kugelsternhaufen kann fast bis ins Zentrum hinein aufgelöst werden. Definitiv ein sehr lohnendes Objekt für visuelle Beobachter.

Historische Astronomie:

Johann Elert Bode entdeckte den Sternhaufen am 27.12.1777 in Berlin. Er notierte:

„Ein anderer, südwestwärts am Fuß des Herkules stehender Nebelfleck. Er ist blasser als der vorige“.

Messier fand das Objekt unabhängig von Bodes Entdeckung am 18.03.1781 und katalogisierte Messier 92 zusammen mit weiteren 8 Objekten (Virgo-Galaxien M84-M91). Er sah wie so oft einen Nebel ohne Sterne mit seinen kleinen Teleskopen. Wilhelm Herschel blieb es vorbehalten mit seinem 20-Fuß Teleskop die wahre Natur des „Nebels“ zu erkennen. 1783 notierte er:

„einen brillanten Haufen von 6′-7′ Durchmesser.“

Messier 92
Messier 92 Zeichnung von Stefan Westphal 2011, 100/700 Refraktor bei 93x
Messier 92,vonPaul Schuberth
Messier 53 von Paul Schuberth. Belichtet im Apr. 2018 in Fürth. Ausrüstung: EQ8 mit 10″ NAG-Astrograph und Atik 383L+mono. Belichtungszeit: 2,8 Std


Autor: Claus-Dieter Müller


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